Indien

[Mai 2021]

Krisenmanagement an der Basis

zur Verfügung gestellt von Nishtha Indien
zVg Nishtha Indien
 
COVID-19 Hilfsfonds Spenden Sie jetzt
 
Nishtha - Arbeit an der Basis
 
Dafür benötigen wir Ihre Spenden:

• Beschaffung von Schutzausrüstung und Sauerstoff
• Informieren und Schützen der Community
• Medizinische Hilfe zur Verfügung stellen
• Familien mit Lebensmitteln versorgen
• Notleidende unterstützen
• Jungen Menschen Hoffnung geben
• Förderung von Kindern

Liebe Freunde,

wir sind von allen Ihren sorgenvollen Meldungen über die Situation hier in Indien gerührt. Genauso hilflos wie Sie verfolgen wir die Berichterstattung über die schrecklichen Zuständen in Delhi. Auch in unserer Umgebung gibt es kleinere, aber dennoch heftige Ausbrüche, die wir bisher aber bewältigen konnten. Nachdem die Infektionsrate über den Winter gefallen war, hat der akute Anstieg uns nun alle schockiert. Er ist zweifelsohne von dem indischen Drang, Hochzeiten und religiöse Feste in großen Menschenmengen zu feiern begünstigt worden. Jeder kennt jemanden, der gestorben ist. Wir sind bestürzt über den Mangel an Krankenhausbetten, an Sauerstoff und vor Allem an medizinischem Personal in den staatlichen Krankenhäusern, wo Covid Patienten behandelt werden.

Hier im geografisch vielseitigen Staat Himachal Pradesh, wo es sowohl dicht besiedelte, landwirtschaftliche Gegenden als auch dünn besiedelte, raue Bergregionen gibt, ist das Impfprogramm sehr langsam im März angelaufen. Viele Menschen fürchteten eher das Risiko, als dass sie die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme einsahen, da es nur wenige Fälle gab. Obwohl die Impfung seit Anfang April für jeden über 45 erhältlich ist, haben sich bis jetzt erst 20% der Bevölkerung impfen lassen. Nun bietet die Regierung die Impfung sogar für jeden über 18 an, doch wird die Implementierung auf Grund von Impfstoff Knappheit verzögert vonstatten gehen.

Verteilung von Lebensmitteln an Dorfkinder - zur Verfügung gestellt von Nishtha Indien
Verteilung von Lebensmitteln an Dorfkinder - zVg Nishtha Indien
 

Diese Woche wurden wir in unserem Dorf mit der Realität der Situation konfrontiert, als der Vater einer hier ansässigen Familien an Covid erkrankte und im staatlichen Spital verstarb. Seine Familie ist nun zuhause in Quarantäne, während sie vom Panchayat (Dorfrat) von Rakkar und anderen Dorfbewohnern aus nächster Nähe beaufsichtigt wird. Es ist herzerwärmend zu hören, dass ortsansässige Familien Vorräte und Geschenke in Form von gesunden Kräutern, Räucherwerk und nahrhaften Lebensmitteln im Hof der Familie hinterlegen. Wir würden uns wünschen, dass die Menschen in allen Dörfern auf diese Weise reagieren, indem sie Familien unterstützen, die ans Haus gebunden sind.

Trotz unserer ständigen Ermahnung Gesichtsmasken zu tragen, Händewaschen und "Social distancing" zu praktizieren, sind die meisten Menschen selbstgefällig geworden. Auf Grund der erschwerten Umstände, die ein Lockdown für viele Menschen mit sich bringt, sind die Behörden nicht mehr gewillt, einen strengen Lockdown wie letztes Jahr anzuordnen. Folglich besteht unser einziger Schutz darin, dass wir uns vergewissern, dass Infizierte zu Hause bleiben und dass wir alle Masken tragen und unsere Kontakte mit anderen Menschen limitieren.

Das Nishtha Team assistiert dem Dorfrat von Rakkar bei der Bewusstseinsbildung bzgl. Corona - zur Verfügung gestellt von Nishtha Indien
Das Nishtha Team assistiert dem Dorfrat von Rakkar bei der
Bewusstseinsbildung bzgl. Corona - zVg Nishtha Indien
 

Die Nishtha- Aktivistinnen der alleinstehenden Frauen, die in den entlegenen Dörfern arbeiten, machen uns auf Familien aufmerksam, die ihre Anstellung oder einen Brotverdiener verloren haben und dringend Lebensmittel brauchen. Sie informieren uns auch, wenn Kinder zu Hause zurückgelassen wurden, weil ein Elternteil im Spital ist. Für die Nachbarn ist es oft schwierig, sich um diese betroffenen Familien zu kümmern, da jedem bewusst ist, wieviel ansteckender dieser neue Virusstamm ist. Unsere Aktivisten sind unermüdlich darum bemüht, Menschen, die in Sorge sind zu beruhigen, aber da die Transportmöglichkeit in die entlegenen Dörfer sehr reduziert ist, sind sie oftmals auf Kommunikation per Telefon angewiesen.

In der Klinik haben wir persönliche Schutz-Ausrüstung für unsere Fahrer vorrätig, falls sie Patienten transportieren müssen und auch um sie Familienmitgliedern während der Verbrennung eines Angehörigen zur Verfügung stellen zu können. Gestern erlebten wir eine stressige und Besorgnis erregende Situation, als die Leiche einer Gaddi (lokale Stammesbevölkerung) Frau in einem Leichenwagen vom Spital unbegleitet beim hiesigen Verbrennungsplatz abgeliefert wurde. Schlussendlich kamen ihre zwei Töchter und es gelang, mit Hilfe der Dorfjugend, Holz und andere notwendige Materialien aufzutreiben, damit die Verbrennung stattfinden konnte. Es ist unmöglich zu wissen, wieviele Menschen zu Hause sterben, ohne dass man davon erfährt.

Aktivistin für alleinstehende Frauen Kummo trifft die Frauen auf der Veranda - zur Verfügung gestellt von Nishtha Indien
Aktivistin für alleinstehende Frauen Kummo trifft die Frauen auf der
Veranda - zVg Nishtha Indien
 

Nishtha engagiert sich sehr für die Kampagne zur Bewusstseinsbildung hier im Dorf Rakkar. Unser Team ist mit der Ambulanz im Dorf unterwegs um laute und klare Ansagen zu machen: "Das Corona Virus breitet sich aus, geht nicht unnötig hinaus. Geht nicht auf Hochzeiten oder zu anderen gesellschaftlichen Veranstaltungen." Obwohl die Heiratssaison zu Ende geht, kann der Weizen, der nun golden reif unter einem finster blickenden Erntehimmel wartet, nicht auf den Feldern stehen gelassen werden und wir werden viele Familien sehen, die bei der Ernte eng zusammenarbeiten. Danach versammeln sie sich bei den Dreschmaschinen am Straßenrand, während sie darauf warten, an die Reihe zu kommen. Die Dorfbewohner können vielleicht davon abgehalten werden einkaufen zu gehen, aber ihre Felder können sie nicht vernachlässigen.

Unsere Studenten kommen jetzt nur noch in kleinen Gruppen ins Community Zentrum, um beim Verpacken der Nahrungsergänzungsmittel für die Kinder zu helfen und um ihre Lernarbeiten an unseren Computern fortzusetzen. Wir hoffen, dass sie auch als Botschafter in den Dörfern aktiv werden, um die Bevölkerung zur Vorsicht zu ermahnen und zu beraten, wie man sich schützt.

Dr. Barbara behandelt weiterhin die ortsansässigen Patienten in der Klinik - zur Verfügung gestellt von Nishtha Indien
Dr. Barbara behandelt weiterhin die ortsansässigen Patienten in der
Klinik - zVg Nishtha Indien
 

In dieser sehr schweren und traurigen Zeit, in der wir täglich mit unerwarteten Herausforderungen konfrontiert werden, sind wir dankbar für Ihr Mitgefühl und hoffen und beten, dass dieser Sturm bald vorüber geht. Wenn es soweit ist, werden wir den Schaden überprüfen und beurteilen können, was getan werden muss. Schon jetzt ist es notwendig, Notrationen von Nahrungsmitteln an jene zu verteilen, die wieder arbeitslos sind. Viele Familien, deren Ressourcen nach den Restriktionen des vergangenen Jahres aufgebraucht sind, werden Hilfe brauchen um wieder auf eigenen Füßen zu stehen. Außerdem gibt es Behinderte und Arbeitsunfähige, die keinen Zugang zu Behandlung hatten, Patienten mit chronischen Gesundheitsproblemen, die nicht versorgt werden, weil sie Angst haben ins Spital zu gehen, Studenten, die fast das ganze Jahr nur online studierten und deren Prüfungen wiederum verschoben wurden. So viele junge Menschen konnten keine Arbeit finden. Und dann sind da die Kinder, die seit über einem Jahr nicht in die Schule gehen. Die Verluste bemessen sich nicht nur in Todesfällen und dem Wegfallen von Lebensunterhalt, sondern auch im Schwund von Eigenständigkeit, emotionaler Stärke und Hoffnung für eine bessere Zukunft.

Wir sind sehr dankbar für Ihre Anteilnahme und Unterstützung, die es uns ermöglicht unserer Community beizustehen.

Es grüßen herzlich
Philippa, Dr. Barbara und das Nishtha Team

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Spendenkonto: NISHTHA AUSTRIA, Gemeinsames Engagement für Entwicklungszusammenarbeit
Oberbank IBAN: AT24 1500 0045 9101 8215 BIC: OBKLAT2L

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