Kenia

Join the real food revolution
Selbsthilfe in Afrika

Philip Munyasia von OTEPIC aus Kenia

Ein Einzelner kann eine Menge tun, um seine Umgebung zu verbessern. Davon handelt die Geschichte von Philip Munyasia. Aufgewachsen unter ärmsten Bedingungen in einem Slum in Kitale, Kenia, als jüngster von acht Brüdern. Er erhielt als einziger die Chance auf eine Ausbildung und nutzte sein Privileg, um die Lebensbedingungen in seinem Township zu verbessern. Mit der 2008 gegründeten Selbsthilfeinitiative OTEPIC hat er tausenden Kleinbauern, Frauen und Jugendlichen gezeigt, wie sie ihre Nahrung auf kleinstem Raum selbst anbauen können, wie sie Regenwasser sammeln und mit Solarenergie kochen können, wie sie die ursprünglichen Wälder wieder aufforsten, Stammeskonflikte beilegen und mit Saatgut, Wasser, Kompost, Energie und miteinander nachhaltig umgehen können. Nun entsteht ein Öko-Friedensdorf als Modell und Schule für Nachhaltigkeit.

OTEPIC hat das Ziel das Wissen über nachhaltige Bewirtschaftung von Land an möglichst viele Menschen weiterzugeben. Die Zielgruppe sind vorwiegend Menschen, die in Armut leben. Diese können die Kosten für die Seminare meist nicht tragen, daher bittem wir um Ihre Spende.

Steckbrief

Name: OTEPIC - steht für Organic Technology Extension and Promotion of Initiative Center

Ort: Nähe Kitale im Nordwesten Kenias

Gründung: 2008

Größe: 3 Grundstücke: Mitume (441m2), Armani garden (0,5ha), Sabwani (10ha)

Grundsätze:

  • Vielfalt und Mischkultur von Gemüse und Getreide, biologisch und nachhaltig
  • Komposterzeugung aus organischen Abfällen
  • Wasser als lebendigen Organismus verstehen lernen
  • gerechter Umgang mit Tieren
  • Ernteüberschüsse vermarkten
  • Saatgut selbst gewinnen
  • Mit Solarenergie und Biogas kochen
  • Mit den Nachbarn teilen
  • Lokale Autonomie in den Bereichen Wasser, Energie, Nahrung und friedvollem Miteinander praktisch umsetzen und fördern
  • "Join the food revolution"

Projekte:

  • Drei Gärten mit Bio-Gemüse
  • Bio-Gas Anlage in einem der Gärten
  • 2 Bohrlöcher für frisches Trinkwasser - gepumpt mit Solarpanelen
  • 1 Friedenshütte
  • 3 Geburtshäuser um Frauen eine sichere Umgebung zu bieten (sind im Aufbau)
  • Ziegel für die Häuser wurden selbst gepresst
  • Workshops zu den Themen Saatgut, Gemüseanbau auf kleinstem Raum, Kompost, Wassermanagement
  • Essensausgabe an Straßenkindern aus dem Slum in Kitale um Vertrauen sowie Kontakt aufzubauen

Zukunfstpläne:

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  • Seminarzentrum für ökologischen Landbau und Permakultur
  • Kompetenzzentrum für sichere Geburten
  • Mehr Bäume im Sabwani Garten pflanzen
  • Anbau von Kaffee und Avocados
  • ab 2017: Sonnenblumenöl erzeugen
  • Das Land als Gemeinschaft beleben

Team: 11 Mitarbeiter, 10-40 Freiwillige

neue Mitarbeiter: sobald die Rahmenbedingungen auf dem Land besser sind, sollen mehr Leute auf dem Land gemeinsam Leben und das Land bewirtschaften

Freiwilligenarbeit: möglich (auch für Europäer); Essen und Reisekosten müssen selbst getragen werden, Mahlzeiten an Arbeitstagen im Projekt sind gratis

Organisationsform: Derzeit als "community based organization" eingetragen, im Prozess zu einer offiziellen NGO zu werden.

Finanzierung: Spenden von Freunden und Unterstützern in Kenia, Europa und Nordamerika

Philip Munyasia: Warum ich immer wieder nach Afrika zurück kehre

Die Leute fragen mich, warum ich immer wieder zurückkehre in den Slum von Kitale in Kenia, in dem ich lebe...

Ich bin der jüngste von acht Brüdern einer armen Familie und wusste nie, wann ich das nächste Mal wieder etwas zu essen bekommen würde. Wie durch ein Wunder erhielt ich die Chance, zur Schule zu gehen und später in den USA für sechs Monate an einem Permakultur-Institut zu studieren. Ich war das erste Mal im Ausland. Ein Junge aus dem Slum in den USA, das war ein Traum!

Von den sechs jungen Männern, die mit mir reisten, bin ich der einzige, der zurück kehrte. Meine Familie und Freunde glaubten, ich sei verrückt, freiwillig in diese Armut zurückzukehren. Aber ich glaubte, dass all diese Zufälle, die mir geschehen waren, einen Sinn hatten. Ich hatte die Chance zum Lernen erhalten, das hieß für mich, dass ich die Verantwortung hatte, dieses Wissen dort weiterzugeben, wo es am meisten gebraucht wird. Und das war der Platz, von dem ich kam. Ich wusste, ich könnte wirklich etwas verändern. Ich könnte jungen Menschen helfen, Ausbildung und Arbeit zu finden, ich könnte Frauen helfen, nicht mehr so ausgeliefert zu sein. Dafür gründete ich die Selbsthilfeorganisation OTEPIC.

Mittlerweile hatte ich mehrmals die Gelegenheit nach Europa zu reisen, mein Wissen zu erweitern und Spenden zu erhalten, von denen ich mehrere Demontrationsgärten anlegte. Ich sehe die Resultate meiner Arbeit, Veränderung in meiner Gemeinde und den Vorteil, den mein Wissen meinen Nachbarn gebracht hat. Wenn ich in Europa bleiben würde, wäre das wieder ein "Brain-Drain" und würde das Ungleichgewicht zwischen dem Norden und dem Süden weiter verstärken.

Menschen werden zu Flüchtlingen entweder aus wirtschaftlichen oder aus politischen Gründen. Als ich kürzlich in Kassel in Deutschland war, zeigten mir meine Gastgeber eine Waffenfabrik. Die Waffen, die dort produziert werden, werden in Afrika und im Nahen Osten eingesetzt. Da liegt ein Grund für die Flucht!

Wir müssen gemeinsam in der globalen Gemeinschaft eine Lösung finden. Es gibt in Afrika viele kleine Initiativen, die versuchen die Lebensverhältnisse zu verbessern und die Armut zu bekämpfen. Aber wir werden es nicht alleine schaffen. Die internationale Gemeinschaft muss aktiv werden und das Kriegs- und Waffensystem beenden. Das ist ein Muss. Wir müssen von beiden Seiten zusammenarbeiten und machbare Lösungen finden, um die Herausforderungen der Migration zu beenden.

Viele Menschen in Kenia sind "gehirngewaschen". Sie denken, Europas Straßen sind aus Gold gemacht. Ich versuche das Bewusstsein dafür zu wecken, dass wir unseren Lebensstandard dort verbessern können, wo wir sind.

Gleichzeitig sehe ich tatsächlich in Europa das leichte Leben. Die Menschen haben keine großen Sorgen. Du drückst auf einen Knopf und hast heißes Wasser. Essen ist etwas, das einfach da ist, wenn du den Kühlschrank öffnest. Das ist bei uns anders. Aber es nützt nichts, vor seinen Problemen wegzulaufen. Wir müssen sie lösen, dort wo wir sind.

In meiner Weltsicht gibt es eine global vernetzte Kette, durch deren Zusammenwirken die Probleme entstehen und eine andere, aus der die Lösungen gefunden werden. Ich möchte Teil der Lösungskette sein. Ich möchte mein Leben als Brücke leben. Die Brücke ist klein, aber sehr wertvoll, ich möchte sie nicht zerbrechen, indem ich weggehe.

Ich möchte alle Flüchtlinge ermutigen, in ihre Länder zurückzukehren und ihr Wissen zu teilen. Sie haben ja gesehen, dass auch in Europa nicht alle Menschen glücklich sind. Ich sehe Menschen auf der Straße liegen, ich sehe viel Einsamkeit. Ich sehe Orte, die wie Paradiese aussehen, aber wo die Menschen todunglücklich sind.

Glück ist dort, wo du bist. Mit der Natur kannst du dich dort verbinden, wo du lebst. An jedem Ort der Erde war die Natur einmal ausbalanciert und gesund - und kann wieder so werden. Lasst uns der Natur helfen, wieder zu heilen.

Ich will nicht der Menge folgen. Ich will es anders machen. Ich will meine Rolle als "Katalysator des Wandels" einnehmen und mein Leben als Fackel leben, die so hell brennt wie möglich. Das heißt gute Beispiele zu zeigen. Manchmal ist das schwierig. Besonders Poltiker machen einem das Leben schwer. Manche Menschen müssen sogar ins Gefängnis, weil sie gute Dinge tun. Aber wir müssen zusammenkommen und uns gegenseitig unterstützen und Kraft geben und immer für das Positive eintreten. Wir glauben, dass man durch Angst Kraft verliert. Darum versuchen wir zu lächeln und weiterzumachen, unsere Angst zu überwinden und die Energie zu erzeugen, die uns weitermachen lässt, trotz aller Widerstände.

Philip Munyasia

Philip Munyasia, 33, ist Gründer von OTEPIC, einer gemeinde-getragenen Organisation in einem Slum von Kitale, Kenia. Kolonialisierung und Globalisierung haben das Land ausgenutzt und die Menschen ihres ursprünglichen Wohlstands und Wissens beraubt. Während die große Mehrheit des Landes Agrarkonzernen gehört, bleiben den meisten Familien winzige Grundstücke, auf denen sie anbauen, was sie brauchen.

Viele Männer gehen weg, viele Jugendliche haben keine Perspektive: Es ist dieselbe Situation wie in einem Großteil der Erde. Hier wuchs Philip auf. Während der letzten Jahre haben er und sein Team einige tausend Frauen, Bauern und Jugendliche in ökologischer Landwirtschaft, Konfliktlösung und Gemeinschaftsaufbau unterrichtet. Ihr Traum ist es, dort ein Ökodorf und eine Schule für Permakultur aufzubauen.

Weitere Informationen

Homepage (englisch): www.otepic.org

Ansprechpartner

Thomas Pelant, thomas.pelant@nishtha.at