Mongolei

Information: Dieses Projekt ist abgeschlossen.

Der Projektort Tunkhel

Mongolei
zVg Dr. Franz Greif
 

Im Juni 2016 besuchte eine Reisegruppe der Österreichisch-Mongolischen Gesellschaft und des Clubs der Land- und Forstwirte das von beiden unterstützte Zentrum für Physiotherapie in Tunkhel. Diese Einrichtung wurde von der ÖMG initiiert, von der Gesellschaft und ihren Mitgliedern mitfinanziert und unter besonderer Beteiligung der Wiener Privatklinik funktionsfähig gemacht. Wertvolle Hilfe leistet der Club der Land- und Forstwirte durch Unterstützung der Versorgung des Ortes und insbesondere der schulischen und medizinischen Einrichtungen mit qualitativ einwandfreiem Wasser. Zu erwähnen ist auch die große Einsatzbereitschaft des Bürgermeisters von Tunkhel, S. Radnaabazar, die bei der Überwindung so mancher bürokratischer Hindernisse in der Mongolei notwendig ist.

Zentrum für Physikalische Therapie

Nachdem im Laufe des Jahres 2014 der geplante Neubau errichtet worden war, wurde das Zentrum im Hinblick auf die in der Region bestehenden umfangreichen Therapieerfordernisse ausgestaltet und zweckdienlich eingerichtet. Ein Team um Sr. Angela Krottendorfer, die an der Wiener Privatklinik tätig ist, hat in Zusammenarbeit mit verschiedenen österreichischen Firmen und Persönlichkeiten daran entscheidend mitgewirkt, sodaß

  • Geräte und Materialien für physiotherapeutische Maßnahmen zur Verfügung gestellt werden konnten; auch für die Transportkosten wurde ein Sponsor gefunden;
  • und weiters das jugendliche Unfallopfer (Jahrgang 1994) aus dem Ort Tunkhel, welcher 2012 einen schweren Unfall erlitt und im Juli 2013 von Prof. Schmidhammer an der Wiener Privatklinik neurochirurgisch operiert wurde, um die Lähmung seines rechten Armes zu beheben.

Mongolei
zVg Dr. Franz Greif
 

Seit Herbst 2014 ist das Zentrum in Betrieb, sehr zur Zufriedenheit der Bevölkerung am Ort und auch im Umland von Tunkhel. Seitens der Entwicklungshelfer der Therapiestation, Sr. Angela, der Österreichisch-Mongolischen Gesellschaft und des Clubs der Land- und Forstwirte gilt das Projekt als abgeschlossen, die allfällige weitere Entwicklung liegt bei den mongolischen Stellen. Eine Ausgestaltung in Richtung eines regionalen Gesundheitszentrums ist dabei nicht ausgeschlossen, wofür die ÖMG und der CLF gerne weiterhin Knowhow-Kontakte beibringen, die Organisationarbeit aber nicht mehr fortsetzen werden.

Das Zentrum wird von Frau Dr. Nyamerdene, ausgebildet in Physiotherapie, Akupunktur und TCM geleitet; sie steht mit Dr. Enkhjargal an der medizinischen Station des Ortes in engem Kontakt. Der Ärztin steht für den Betrieb des Therapiezentrums derzeit eine therapeutische Kraft zur Verfügung. Der Ablauf des Therapiebetriebs wird als "problemorientiert" geschildert. Es sind 15 Betten vorhanden, von denen 12 ständig belegt sind. Der Aufenthalt beträgt durchschnittlich 10 Tage. Pro Tag werden im Mittel auch 20 Patienten ambulant behandelt, die hauptsächlich aus dem Bagh Tunkhel kommen. Die stationären Behandlungskosten (alle Therapiearten) betragen pro Tag 25.000 Tugrik, für Rentner 10.000 (jeweils inklusive Vollpension); der Bagh übernimmt davon 25%.

Mongolei
zVg Dr. Franz Greif
 

Der im Juni 2016 vorgefundene Zustand des Zentrums entspricht generell den in der Mongolei gegebenen Möglichkeiten der Ausgestaltung. Alle gelieferten (gesponserten) Geräte funktionieren einwandfrei. Empfehlenswert wären einige Anpassungen an handwerklich-technische Mindeststandards, die auch zur Verminderung von Unfall- bzw. Hygienerisiken beitragen würden, wie z.B.

  • gleiche Stufenhöhen bei Stiegenaufgängen (Abweichungen zumeist an Treppenenden);
  • Ausgleich von Niveauunterschieden der Böden soweit möglich, was oft zu Stürzen und zu Transportschwierigkeiten führt;
  • ordentliche Montage des Toilettenzubehörs ("Klobrillen"), ungeachtet eines möglichen Wasseranschlusses, wofür jedoch nicht das Fehlen von Montagematerial verantwortlich ist;
  • Dimensionierung von Fenstern und Türen mit Bedacht auf extrem tiefe Wintertemperaturen in der Nordmongolei, was allerdings bereits bei der Bauplanung erfolgen sollte; auch haben die eingebauten Kunststofffenster mit zwei Scheiben sicher nicht den in der Region erforderlichen K-Wert.

Ergänzung (1): In der schon länger bestehenden medizinischen Station in Tunkhel ist eine Chefärztin mit drei Mitarbeitern tätig. Es werden generell alle Akutfälle erstbehandelt (auch Infarkte) und Unfallopfer versorgt. Für stationäre Behandlungen (sofern keine Überstellung nach Ulaanbaatar erforderlich ist) stehen 6 bis max. 8 Betten zur Verfügung. Die Behandlung ist in allen "begründeten" Fällen gratis, die Kosten übernimmt der Staat. Da jeder Mongole sich zwei Mal pro Jahr einem ärztlichen Attest zu unterziehen hat, wird auch die medizinische Vorsorge großgeschrieben. Darüber hinausgehende Vorsorgeuntersuchungen muß der Patient selbst bezahlen. Die öffentlichen Zuschüsse sind allerdings von einer Reihe von Kriterien abhängig (Einwohnerzahl, bauliche Gegebenheiten etc.), was bei Nichterfüllung zur Kürzung der Finanzzuwendungen führt (derzeit ist das Raumangebot je Patient zu klein); dennoch konnte die Zahl der Mitarbeiter insgesamt in allen medizinischen Einrichtungen des Baghs Tunkhel von 17 auf 24 erhöht werden.

Mongolei
zVg Dr. Franz Greif
 

Abschließend mitgeteilt, daß vor allem ein Gerät zur Behandlung (Dehnung) der Wirbelsäule wichtig und sehr erwünscht wäre; die Anschaffungskosten werden mit 1,6 Mill. Tugrik (ca. 800 EUR) beziffert.

Ergänzung (2): Beim Besuch in Tunkhel war auch ein Treffen mit dem Patienten möglich, den Prof. Dr. Schmidhammer im Juli 2013 in Wien neurochirurgisch operierte. Dabei stellte sich heraus, daß das erwartete oder erhoffte Ergebnis bisher noch nicht eingetreten ist. Sein rechter Arm, nach einem Forstunfall gelähmt, scheint nun drei Jahre nach der Operation erst etwa 10 bis 15 cm von der Schulter abwärts innerviert. Er gibt an, daß er jeden Tag zu einer "passiven" therapeutischen Behandlung kommt und auch täglich zuhause die Elektrostimulation durchführt. Von Zeit zu Zeit fährt er auch nach Ulaanbaatar zur Therapie. Er selbst absolviert eine schulische Ausbildung mit gleichzeitiger Lehre zum Elektrotechniker, darüber hinaus strebt er eine PC-technische Ausbildung zum Graphikdesigner an. Vielleicht könnte eine weitere Untersuchung seines postoperativen Zustandes in Österreich stattfinden.

Weitere Informationen

Ansprechpartner

Dr. Franz Greif, franz.greif@nishtha.at